Individuelle Betreuung:
13 Tagesmütter - 1 Netzwerk
Lüdinghausen -
13 Tagesmütter aus dem südlichen Kreis Coesfeld haben ein Netzwerk gebildet, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Die Tageseltern haben im Gesamtkonzept eine wichtige Funktion bei der Kinderbetreuung. Das unterstreicht auch das Jugendamt des Kreises.
Von Werner Storksberger
Früher, als die Kindertageseinrichtungen noch Kindergärten hießen, war alles klar. Die Kinder kamen im Alter ab drei Jahren, spätestens nach drei Jahren gingen sie in die Schule. Heute gibt es nicht nur mehr Kindertageseinrichtungen mit unterschiedlichen Konzepten und Altersstrukturen, es gibt auch Alternativen. Beispielsweise Spielgruppen, Tagesstätten in privater Trägerschaft – oder auch die qualifizierten Tageseltern. Das ist nicht die Nachbarin, die auf Kinder aufpasst. Bei Tageseltern handelt es sich – in der Regel – um Frauen, die die Kindererziehung professionell betreiben. Mit Unterstützung und unter der Aufsicht des Jugendamtes.
„Netzwerk der Tageseltern“ nennt sich eine Art Arbeitsgemeinschaft, zu der sich 13 „Tagesmütter“ (es gibt derzeit keinen Tagesvater) aus Lüdinghausen, Olfen, Ascheberg, Senden und Nordkirchen zusammengeschlossen haben. Bei den Frauen handelt es sich ausschließlich um Erzieherinnen, die ihre Qualifikation nachgewiesen haben – nicht nur durch eine 160-stündige Ausbildung, regelmäßige Fortbildungen und Erste-Hilfe-Kursen. Auch die Räumlichkeiten werden von den Fachleuten des Kreis-Jugendamtes unter die Lupe genommen. „In der Regel werden die Kinder zu Hause betreut“, erläutert Evelin Utecht die Situation der Tagesmütter. Das bedeutet, dass die Wohnung entsprechend hergerichtet sein muss. Maximal fünf Kinder können von einer Pflegemutter gleichzeitig betreut werden.
Beispielsweise Sabine Schröer aus Seppenrade. Sie hat drei eigene Kinder und hat sich zur Tagesmutter ausbilden lassen. Wie ihre Kolleginnen betreut sie die „fremden“ Kinder in den eigenen vier Wänden. „Das muss natürlich mit der gesamten Familie abgestimmt sein“, versichert sie. Ähnlich sieht es bei den anderen Frauen aus. Für viele Mütter ist die berufliche Tätigkeit als Erzieherin der Sprung in die zweite berufliche Existenz – und häufig die Erfüllung eines Berufswunschs, der beim ersten Start – aus welchen Gründen auch immer – verwehrt blieb.
Dass sich die 13 Tagesmütter zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben, hat für alle Beteiligten ganz praktische Vorteile. Nicht nur die Tatsache, dass „Zusammenhalt stark macht“, wie es Evelin Utecht aus Lüdinghausen formuliert. Es gibt auch viele Themen, über die im Netzwerk diskutiert wird. „Man profitiert von den Erfahrungen anderer“, sind sich die Frauen einig. „Der Austausch ist wichtig, weil man in der Regel alleine arbeitet“, argumentiert auch Tamara Klemm aus Lüdinghausen. Eine Konkurrenz-Situation sehen die Frauen nicht. Im Gegenteil. Man arbeitet zusammen, man verweist aufeinander. „Unser Verhältnis untereinander ist super entspannt“, formuliert es beispielsweise Martina Stille aus Lüdinghausen.
Warum lassen Eltern die Kinder von einer Tagesmutter betreuen, statt sie in eine Kindertagesstätte zu schicken? Das große Plus, darin sind sich die Frauen einig, ist die feste Beziehungsperson. Eltern wünschen sich ohnehin lieber kleine Gruppen und eine familiäre Struktur in der Betreuung. Das können die Tagesmütter häufig bieten. Und: Die Betreuung ist häufiger viel flexibler als in den Kindergärten. Auf Wunsch startet die Betreuung auch schon mal kurz nach sechs Uhr und geht bis in den späten Abend. Eine Betreuung von zwei bis drei Tagen pro Woche? Auch kein Problem.
Quelle: Westfälische Nachrichten